„Schui spuin“ war mein Leben!
Rektorin Isolde Raabe verabschiedet
Die Rektorin der Grund- und Mittelschule Kiefersfelden wurde nach fast 40-jähriger Dienstzeit, davon 23 Jahre in der Funktion als Rektorin im Kreise ihrer Schulfamilie und zahlreichen Gästen feierlich verabschiedet. Nach der Begrüßung der Gäste, allen voran Bürgermeister Hajo Gruber, Schulrätin Susanne Danzl, der Geistlichkeit Pfarrer Hans Huber, Pater Paul und Günter Nun sowie die Schulleitungen der Nachbarschulen skizzierte Rektorin Raabe ihren Werdegang in höchst launigen Worten selbst. So erzählte sie, dass sie schon seit ihrem ersten Schultag mit 6 Jahren am liebsten „Schui gspuilt hat“ und dabei zum Leidwesen ihrer Freundinnen schon am liebsten die Lehrerin. Ihre Durchsetzungskraft hat sie dann mit 18 Jahren unter Beweis stellen müssen, da sie sich gegen den Willen ihrer Eltern heimlich an der Uni Regensburg immatrikulierte. Während des Studiums lernte sie ihren späteren Mann kennen, der aus dienstlichen Gründen nach Kiefersfelden versetzt wurde. In Zeiten der damaligen Lehrerschwemme war es äußerst fraglich, nach dem 1. Staatsexamen nachfolgen zu können. So sei man kurzer Hand eine „Mussehe“ eingegangen (die seit 42 Jahren Bestand hat) und tatsächlich habe sie die Lehramtsanwärterzeit in Kiefersfelden verbringen dürfen. Trotz mit gut bestandenem 2. Staatexamen wurde sie nicht sofort in den Staatsdienst übernommen. Sie ließ sich davon nicht entmutigen, machte die Missio nach und unterrichtete für die katholische Kirche Religion. Außerdem war sie an der Berufsschule angestellt, wo sie Deutsch- und Sozialkunde unterrichtete. Diese Zeit habe sie geprägt, weil sie erkannte, auch mit großen Schülern umgehen zu können. Einer ihrer damaligen Schüler der Metzgerklasse, der Kieferer Postwirt Andi Pfeiffer sei heute für das Catering des anschließenden Büffets verantwortlich, wie klein die Welt doch ist.
Nach der Anstellung im Staatsdienst war sie zunächst ein Jahr als mobile Reserve tätig, bevor sie 13 Jahre an der Grundschule Flintsbach die Jahrgangsstufen drei/vier übernahm. Als die Rektorenstelle der Grundschule Großholzhausen zur Nachbesetzung ausgeschrieben wurde, nutzte sie die Chance. Dort sammelte sie 7 Jahre Erfahrung in Leitungsaufgaben und den Umgang mit Schulamt und Gemeinde. Vor nunmehr 16 Jahren war es dann soweit, den Sprung auf eine Rektorenstelle einer Schule mit mehr als 400 Schülern zu wagen. Als erste Frau mit Grundschulstudium übernahm sie die Leitung einer Grund- und Mittelschule. Diesen Schritt habe sie keinen Tag bereut, sie sei heute noch mit Leib und Seele Lehrerin, habe aber die Herausforderungen in der Leitungsfunktion genauso genossen. Abschließend bemerkte sie, dass sie auch jetzt im Ruhestand immer noch „Schui spuin“ kann, weil sie sich im Dachgeschoß ihres Hauses eine historische Schulecke eingerichtet habe. Nötigenfalls müsse halt ihr Ehemann den Schüler spielen.
Im Anschluss würdigte Bürgermeister Gruber die hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Rektorin Raabe sei das Herz der Kieferer Schule gewesen und habe mit dieser Herzlichkeit maßgeblich für das hervorragende Schulklima gesorgt, in dem sich Schüler und Lehrer gleichermaßen wohlgefühlt haben. Er betonte aber auch, mit welcher Hartnäckigkeit sie wie eine Löwin für die Interessen der Schule kämpfen konnte. Ergebnis der immer konstruktiven Zusammenarbeit dieser 16 Jahre seien so zahlreich, dass man sie gar nicht aufzählen könne. Der jetzige Campus mit Hort und offener Ganztagsschule, die aufwändig renovierte kleine Turnhalle oder die auf das höchste Niveau ausgestattete Schulküche, sowie die Digitalisierung aller Klassenzimmer seien auf ihre Initiativen zurückzuführen. Abschließend überreichte er einen riesigen Blumenstrauß und ein Präsent als Dank der Gemeinde.
Schulrätin Danzl übernahm dann den offiziellen Teil der Ruhestandsversetzung. Vor der Überreichung der Urkunde versäumte auch sie nicht, auf die stets offene und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Schulamt hinzuweisen. Auch sie habe sie im positiven Sinne als Löwin kennengelernt, die für ihre Schule kämpft aber bei Problemen auch stets gleich eine Lösung parat hatte.
Auch Rektorin Alexandra Mayr von der Grund- und Mittelschule Brannenburg unterstrich als Sprecherin der großen Inntaler Schulen die tolle Zusammenarbeit. Mit ihrem riesigen Erfahrungsschatz und ihrer steten Hilfsbereitschaft sei sie allen Kollegen immer eine gern zu Rate gezogene Stütze gewesen.
Den Abschluss der Reden bildeten die Pfarrer Huber und Nun mit einer musikalischen Hommage, in der sie die Offenheit von Rektorin Raabe gegenüber den kirchlichen Belangen und ihre langjährige Tätigkeit als Religionslehrerin in den Vordergrund stellten.
Anschließend ließen es sich die Lehrkräfte nicht nehmen, in einem äußerst amüsanten Singspiel den Schulalltag im Rektorat ordentlich auf die Schippe zu nehmen, wobei Konrektor Thomas Stelzer mit seinem genialen Rap über seine Verzweiflung, wie es denn jetzt ohne Rektorin Raabe weitergehen sollte, alle überraschte.
Nach dieser gelungenen Feier ließ man sich ein opulentes Büffet schmecken und gab noch lange die eine oder andere Anekdote zum Besten.